Artic Ultra 2023

MONTANE LAPLAND ARCTIC ULTRA 2023
5. – 15. März, Överkalix, Schweden
Ein Erfahrungsbericht über die Teilnahme.
In 6 Tagen werde ich im Auto sitzen und gegen Norden fahren. Die Fähre ist gebucht ( frühbuchen lohnt sich preislich sehr ). Das meiste erledigt, Ausrüstung ist wieder komplett, die Vorräte fast aufgefüllt, fehlen nur noch so Kleinigkeiten. Das erforderliche Attest vom Arzt und alle weiteren schriftlichen Unterlagen beisammen. Die Unruhe steigt langsam. Diesmal möchte ich unbedingt das Ziel erreichen. Im Gegensatz zu den meisten Teilnehmern bin ich nicht irgendein Ausnahmeathlet, gibt mein Alltag und mein Körper dies gar nicht her. Aber die 185 kann man als gesunder aktiver Mensch durchaus schaffen. Um die 3-4 Tage draußen
durchzukommen braucht man die richtige Ausrüstung, hat man diese
nicht, kann dies lebensgefährlich werden. 160 km in Kanada oder
jetzt die 185 km in Lappland, die schnellsten sind mit ca. 22 Stunden
durchgelaufen, jemand wie ich muss aber Pausen machen, hatte ich 2011
für die 160 km 55 Stunden gebraucht. Der Arcticultra ist ein
Nonstop-Rennen, d.h. die Pausen gehen mit in die Zeit. Auch kann es
in dieser extremen Umgebung jederzeit zu einem Wetter kommen, dass
man nicht weiterlaufen kann oder man kann schlicht einfach nicht
mehr. Aus diesem Grund hat jeder auf seiner Pulka soviel dabei, dass
er durchaus mal 2 Tage überleben könnte, bevor man ihn von der
Strecke evakuiren kann. Aber fangen wir jetzt erst mal bei mir selbst an. Man weiß nie genau, wie das Wetter und die Temperatur sein kann. Als Unterwäsche hat sich die atmungsaktive Merinounterwäsche bewährt gemacht, sie wärmt, transportiert aber auch sehr gut Feuchtigkeit vom Körper weg, so dass ich auch dieses Jahr wieder welche tragen werde, d.h. Unterhose, lange Unterhose, Unterhemd und LongSleeve sowie entsprechende Strümpfe. Diesmal habe ich mich, weil ich dank Beratung durch Robert und auch meiner Erfahrung danach wieder für die Bekleidung von Montane entschieden. 2011 und 12 hatte sie mir gute Dienste erwiesen, obwohl die Temperaturen nicht unterschiedlicher sein konnten, 2011 -32 Grad, 2012 sehr warm im Bereich bei -5 Grad. Ich bevorzuge es
Zwiebelmäßig aufzubauen, als nächstes ein Fleece, wenn es kälter
wird und dann diesmal die isolierte und wasser- und winddichte Jacke.
So kann ich je nach Temperatur das Fleece, LongSleeve oder beides
unter der Jacke nutzen, zumal man gerade bei Kälte nicht zusehr ins
Schwitzen kommen sollte. Als Hose habe ich mich für
die robuste aber dennoch sportliche Hose Terra Pants von Montane
entschieden, zumal diese auch sehr gut atmungsaktiv ist. Auch hier
kann ich dann je nach Temperatur die lange Unterhose drunterziehen. Als Schuhe habe ich mir
diesmal die Winterschuhe von Salomon ausgeschaut und in den letzten
Wochen schon fleißig eingetragen, eine halbe Nummer größer,
schwellen einem doch die Füße sehr an, wenn man 3-4 Tage fast
Nonstop läuft, und hat man sie dann mal ausgezogen, will man nicht
mehr so wirklich rein. Am Kopf trage ich am
liebsten als Wetterschutz auch wieder eine Merinomütze, bzw. habe
noch eine zweite dabei, etwas dünner um auch da variabel agieren zu
können, hab ich doch in 2011 beide Mützen übereinander getragen.
Für das Gesicht habe ich meist zwei Buffs, welche ich mir ganz
flexibel zurechtrücken kann, bzw, wie ein Satz Unterwäsche und
Socken habe ich auch zwei Reserve-Buffs dabei um diese bei zuviel
Feuchtigkeit durch Atemluft mal wecheln zu können. Dann kommt meine Pulka, sozusagen mein Hausstand für die Tage in der Wildniss, und ich muss sagen, dass sich die Anschaffung der Pulka von Acapulka sehr bewährt gemacht hat. Sei es 2011/12/22 bei den Läufen als auch bei der einen oder andere Vorbereitungstour auf dem Brocken oder im Reinhardswald, wo ich mir alles mitnahm um mich mit der Ausrüstung vertraut zu machen. Zur Anschaffung eine Pulka sollte man nicht sparen und irgendeine Plastikwanne nehmen. Ein ordentliches Zuggeschirr im Gegensatz zu einfach um den Bauch gebunden oder nur einem Zuggürtel macht sich bereits nach wenigen Kilometern bezahlt. Ebenfalls ein steifes Zuggestänge, hält es zum einen die Pulka in der Spur und verhindert, dass diese bergab einem in die Hacken fährt, wie es beim Ziehen mit einem Zugseil ständig passiert. Ebenfalls sorgen die beiden Kufen, welche die Pulka hat, dass diese besser die Spur hält, gerade, wenn der Trail zur Seite abschüssig ist. Es heißt also nicht nur
alles dabeizuhaben oder lediglich sich mal nen Süppchen im Garten
mit dem Brenner zu kochen, sondern wirklich mal abends rauszugehen,
nen paar Kilometer in den Wald zu gehen, sich irgendwo hinzulümmeln
und zu schlafen und am nächsten Morgen nach nem Kaffee im Wald
wieder heimzugehen. Nur so macht man sich auch wirklich mit der
Ausrüstung vertraut. Da ich ja auch meine Hunde
dabei habe, mußten auch diese erstmal lernen mit mir irgendwo
draußen zu schlafen, weil wenn man einen Hund hat, der auf jedes
Geräusch reagiert, kommt man ja selbst nicht zur Ruhe und Erholung,
welche man dringend nötig hat. Einweiterer Grund seine
Ausrüstung im Griff zu haben, ist die extreme Kälte, kühlt man
doch sehr schnell aus , wenn man stehen bleibt. Im ersten Jahr hatte
ich alles wild durcheinander in meiner Pulka, und wenn ich mal kurz
was rausholen wollte, den einen oder anderen Snack zwischendurch,
dann begann jedesmal eine Sucherei, welche mich Minuten kostete, und
jedesmal taten sehr schnell die Füße und Finger weh, wenn die
extreme Kälte sich ausbreitete. 2012 hatte ich meine Pulka
strukturiert, verschiedene Beutel mit bestimmten Inhalt, Rot mit
Notfallzeug, ganz hinten in der Pulka, Snacks im blauen Beutel, vorne
in der Pulka, weil ich schnell und häufiger dran mußte. So sparte
ich Zeit und konnte auch schneller weiter, ohne dass mir Finger oder
Füße wehtaten. Zusätzlich hatte ich eine billige einfache
Aluisomatte zusätzlich dabei, welche ich mir immer unter die Füße
legte, damit ich bei Pausen nie länger direkt im Schnee stehen
mußte. Dies war ebenfalls sehr angenehm und sorgte für wärmere
Füße. Robert hat in der Anmeldung bereits eine ausführliche Liste von Pflichtgegenständen aufgeführt, welche eigentlich auch bereits die gesamte weitere Ausrüstung umfaßt, auf die ich nun so nach und nach eingehen möchte. Zuerst möchte ich allen Interessierten mal kurz schildern, was der Arcticultra überhaupt für ein Rennen ist. Vor ca. 20 Jahren kamen unter anderem Robert auf die Idee im Yukon die Strecke des Yukon Quest , einem Schlittenhunderennen über 1600 km, zu nutzen für einen extremen Ultramarathon , bei dem die Läufer ihren „Schlitten“ , in dem Fall eine Pulka mit ihrer Ausrüstung selbst hinter sich herziehen, sich durch die heftigen winterlichen Bedingungen Kanadas kämpfen müssen und das mit Temperaturen bis unter -40 Grad. Es gibt keine wirklichen Stops, lediglich ca. alle 50 km bekommt man eine warme Mahlzeit und heißes Wasser, ansonsten ist man auf sich selbst gestellt. Alles weitere zieht man hinter sich her, den Schlafsack, Verpflegung, Kocher und was man noch so benötigt. Die Streckenlängen im Yukon betragen wahlweise 160 km, 480 km oder 730 km, für die man je nach Länge 3,8 oder 14 Tage Zeit hat. Geschlafen wird da, wo man meint eine Pause machen zu müssen, d.h. man schläft draußen im Schnee bei Temperaturen, die wir schon genannt auch bis unter -40Grad gehen können. Aus diesem Grunde gibt es auch umfangreiche Pflichtausrüstungsliste, damit sich die Läufer nicht selbst gefährden und alles notwendige dabei haben. Bedingt durch Corona sollte diese Lauf nun auch in Schweden am Polarkreis veranstaltet werden, eigentlich bereits 2021, aber der erste Lappland Arcticultra fand im März 2022 statt und ich hatte das Glück dabei sein zu können. Über 50 Teilnehmer aus 15 verschiedenen Ländern trafen sich, auch waren alte Bekannte aus 2011 und 2012 aus Kanada, die man hier wieder traf, einfach auch eine unbeschreibliche Atmosphäre zwischen den Läufern und auch dem tollen Helferteam, welches auch fast so groß war, wie die Gruppe der Läufer. Die perfekte und sorgfältige Organisation durch Robert und sein Team macht die Teilnahme trotz der Strapazen immer wieder zu einem Genuss und Erlebnis. Vielleicht kann es sich der eine oder andere vorstellen, wie es sein könnte aber es ist nicht nur das Rennen selbst, was jedes mal für mich die Faszination ausmacht, sondern auch das ganze Drumherum, und jedes mal durfte ich neue Erfahrungen machen, Landschaften und Eindrücke mitnehmen, welche ich selbst heute nach 12 Jahren vom ersten Mal frisch in Erinnerung habe. Was erwartet mich also nun in 4 Wochen in Lappland. Letztes Jahr habe ich ja wie schon erwähnt, den Versuch unternommen die 185 km zu absolvieren, was aber nicht klappte. Dieses Jahr will ich es nochmal in Angriff nehmen, zumal mir die ersten 85 km bekannt sind. Von der Geschwindigkeit kann die Strecke von einem leistungsorientierten Wanderer absolviert werden, muss ich theoretisch jeden Tag 45 km laufen. Mein Plan ist es aber diesmal, nicht am ersten Verpflegungspunkt auf dem Laxforsberget nach 37 km bereits die erste Pause zu machen, sondern will dieses mal durchlaufen bis zur Bastukojan, eine Hütte in der wir schlafen können, diese befindet sich bei Kilometer 65. Dies soll meine erste Tagesleistung sein und ich weiß bereits jetzt, dass es sehr hart wird. Von der Bastukojan nach einer Pause, plane ich dann am nächsten Tag wieder ca. 60 km zu laufen, weiß ich doch dass ich bei km 85 in Jockfall mit einem reichhaltigen Essen bei Robin rechnen kann, Jockfall ist der 2. Verpflegungspunkt. 4 Tage Zeit habe ich für die 185 km , ich hoffe in ca. 3,5 Tagen gesund durchzukommen, vor allen mit meinen beiden Hunden, die mich begleiten dürfen, Erni, der letztes Jahr schon dabei war und seiner Tochter Loki. als nächstes geht es jetzt mit meiner Vorbereitung los, meine Ausrüstung wieder zusammenzustellen, alles überprüfen, Vorräte zusammenzustellen usw. , darüber schreibe ich das nächste mal. Noch 33 Tage bis ich ins Auto steige und noch 38 Tage bis ich wieder in Överkalix an der Startlinie stehe und wenn alles so läuft wie geplant, diesmal meine beiden Hunde Erni und Loki zusammen, die mit mir den Versuch unternehmen die 185 km des Montane Lappland Arcticultra durch die schwedische Wildnis am Polarkreis zu bewältigen. Gedanklich bin ich schon die ganzen letzten Tage und Wochen dabei, wie wird es diesmal, wie werden die Temperaturen, was für Equipment ist das geeignetste, wie fahre ich diesmal die ca. 2500 km nach Överkalix. Mit diesem kleinen Blog möchte ich alle Interessierten mitnehmen, mir mit Euch meine Gedanken und Erlebnisse teilen und auch vielleicht animieren auch mal an diesem wirklich tollen Rennen teilzunehmen oder vielleicht auch einfach nur einen Trip in diese wundervolle Gegend zu machen. Das steht zumindest bei mir auf dem Plan, einfach auch mal im Herbst mit Stefanie einfach nur diese irre Gegend zu erwandern und ihr dann zu zeigen, wo ich mich eventuell in 38 Tage so abmühen durfte. Nachdem ich letztes Jahr bereits dort war und die ersten 85 km gelaufen bin, bevor ich mich dazu entschied in Jockfall abzubrechen, habe ich jetzt bereits intensiver die Strecke gedanklich durchgeplant, zumal im Gegensatz zum Yukon, der erste Hügel mit dem ersten Verpflegungspunkt aufgrund seiner Steigung und dem extrem welligen Profil die absolute Hölle ist und ich obwohl Robert uns beim Briefing darauf hingewiesen hat, dies absolut unterschätzt hatte. Stellt Euch einfach vor, besonders die Teilnehmer des Harz-Dogtrekking werden es sich eventuell vorstellen können, da Rebecca uns ja gerne die Wurmbergschanze raufschickt, ihr müsst die Schanze nicht nur hochlaufen, sondern noch eine Pulka hinter Euch herziehen. In den nächsten Tage nehme ich Euch von Beitrag zu Beitrag so langsam mit, werde Euch meine Gedanken mitteilen, Euch meine Ausrüstung vorstellen und erklären und auch die jeweiligen Gedanken zu den einzelnen Gegenständen und hoffe, dass es wie schon gesagt den einen oder anderen motoviert ähnliches zu tun.